Klaus Loder aus Blumberg konnte beim Staten Island Halbmarathon in der pulsierenden Stadt New York City den 4. Platz in seiner Altersklasse erreichen. Neben dem Halbmarathon waren die Anzahl der Teilnehmer und die Sicherheitskontrollen gemischt mit den Eindrücken der Stadt ein bleibendes Erlebnis.
An diesem Morgen klingelte um 5:00 Uhr der Wecker. Meine Laufsachen waren gerichtet und mein Trainingskollege Juanjo Ureta aus Blumberg, der jetzt im Großraum New York City wohnt, begleitete mich nach Staten Island, einer der fünf Stadtteile von New York.
Trotz Oktober, zeigte das Thermometer 24 Grad Celsius, die Autobahnen waren leer und bei aufgehender Sonne konnten wir die Skyline der City bewundern. Unser Weg führte uns von New Jersey durch einen der mautpflichtigen Tunnel unter den Hudson River in die Stadt. Sonntags ist kostenfreies parken in der Stadt und routiniert steuerte Juanjo einen dieser Parkplätze in der Nähe der Wall Street, der New Yorker Börse an.
Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten wir die kostenlose „New York Waterway“ Fähre. Hunderte Läuferinnen und Läufer warteten bereits. Die halbstündliche Wasserverbindung zwischen Manhattan und Staten Island brachte uns nach 25 Minuten ans Ziel. Der Weg führte an der Freiheitsstatue vorbei, ein erstes Highlight des Tages. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass die Zeit knapp wurde, somit nutze ich die Gelegenheit und zog mich während der Überfahrt um.
Meine Augen weiteten sich, als ich die Sicherheitskontrollen in Staten Island über mich ergehen lassen musste. Mein Rucksack wurde von Sicherheitskräften kontrolliert. Polizisten mit Helmen und Sturmgewehren wollten Sicherheit vermitteln und ähnlich wie beim Flughafen, musste ich durch eine Sicherheitskontrolle. Rucksäcke durften nicht mitgenommen werden, Handys und Metallgegenstände wurden gesondert in Plastikschalen kontrolliert.
Rechtzeitig hatte ich meinen Startblock erreicht. Dann wurde die amerikanische Nationalhymne von einer jungen Sängerin gesungen. Ein Moment der in mir, trotz Nervosität, Gänsehautstimmung erzeugte. Nach der Hymne wurde auf das Attentat vom vergangenen Sonntag in Las Vegas hingewiesen. Während eines Konzertes, hatte ein 64 jähriger Mann wahllos auf Menschen geschossen und 58 getötet und über 500 verletzt. Der Veranstalter ermutigte die knapp 11.000 Läuferinnen und Läufer rücksichtsvoll miteinander umzugehen.
Um Punkt 8:00 Uhr fiel der Starschuss. Der Start begann in zwei unterschiedlichen Straßen, die sich nach ca. einem Kilometer trafen. Die ersten 10 Kilometer wollte ich mit Reserve Laufen. Ein Pacemaker mit einer 1:30 Stunden Tafel war meine Orientierung. Leider musste ich schnell feststellen, dass ich an den zahlreichen Steigungen die Geschwindigkeit nicht halten konnte. So verließ ich mich auf mein Bauchgefühl und sparte Kraft.
Noch nie hatte ich so riesige Verpflegungsständer mit Wasser und isotonischen Getränken gesehen. Sie waren sehr gut platziert und ich ließ keinen der Verpflegungsstände aus. Nach ca. 30 Minuten begann es leicht zu regnen. Kurze Zeit später schüttete es wie aus Kübeln und große Pfützen bildeten sich auf den Straßen.
Kurz vor dem Wendepunkt kam mir die Spitzengruppe mit vier afrikanischen Läufern entgegen. Für mich war es unglaublich zu beobachten, wie locker diese Athleten ihre hohe Geschwindigkeit laufen konnten.
Obwohl ich mich auf der ersten Hälfte des Halbmarathons geschont hatte, wollte ich auf der zweiten Hälfte zulegen und musste die Zähne zusammenbeißen.
Der Zeitverschiebung zu Deutschland mit sechs Stunden, viele neue Eindrücke der letzten Tage, das warme Wetter und die hohe Luftfeutigkeit ließen keine optimale Vorbereitung zu. Allerdings war mein Ziel den Halbmarathon und die Eindrücke während des Laufens zu genießen.
Trotzdem war mein Ehrgeiz geweckt und ich versuchte meine Leistung in den letzten zehn Kilometer zu steigern.
Mit 1:31:54 Stunden kam ich ins Ziel. Mein Trainingskollege Juanjo empfing mich bei laufender Kamera und ich konnte ihm gleich einige Fragen beantworten. Ein tolles Gefühl, wie bei den Profis.
Nach dem Zieleinlauf wurden jedem Teilnehmer eine Teilnehmermedaille, eine wärmende Alufolie und ein Beutel mit isotonischen Getränken und Energieriegeln gereicht.
Wieder in Manhattan führte unser Fußweg an der Börse und seinem Wahrzeichen dem „Charging Bull“ vorbei. Dieser steht für steigende Börsenkurse. Nachdem wir die riesige Statue von George Washington passiert hatten, erreichten wir unser Auto. Über China-Town ging es zurück Richtung New Jersey.
Für mich war der Staten Island Halbmarathon in New York ein außergewöhnlicher Wettkampf mit unvergesslichen Eindrücken und als ich feststellte, dass ich von 278 Teilnehmer meiner Altersklasse M55-M60 den 4. Rang ergatterte, war ich von Stolz erfüllt. Ohne Juanjo und seiner Familie wäre ein Start in der pulsierenden Millionenstadt New York viel schwerer gewesen.
In Summe ein bleibendes Erlebnis.
Wer Interesse am Leben in den USA hat, findet unter FederundFoto auf Youtube, Facebook, Instagram und unter dem Blog www.federundfoto.com lustige und spannende Videoberichte von Juanjo’s Frau Stella. Sie informiert über das Leben in den USA, Reiseberichte, Ironman Wettkämpfen ihres Mannes und über ihre Autoren-Werkstatt.